Sonntag, 2. Juni 2013

Die Midlife-Crisis

Die Sonne scheint, das ist Fakt, Fakt ist aber auch, dass heute der 1. Tag nach dem letzten Profi Pflichtspiel der abgelaufenen Saison anbricht. Oder um es für gewöhnlich schlimmer aus zu drücken: Es ist Sommerpause.

Normal wäre es jetzt die ersten Ablenkungsmanöver zu finden um diese fußballose Zeit irgendwie zu überbrücken. Manche mögen dabei denken, dass diese Abstinenzzeit eigentlich nach Den Haag vor den Internationalen Gerichtshof gehöre, andere wiederum halten es da kategorisch mit Joint Venture und der Interpretation des Schlagers „Holland“.

Mir ist da in den letzten Wochen bei einigen Leuten in meinem unmittelbaren Fußball Umfeld allerdings schon etwas aufgefallen. Sei es in Gesprächen mitsamt dem resümieren der vergangen Saison, oder bei der Frage nach der Sommerpause schimmert oftmals zwischen ihren Zeilen eine Art Überdruss, fast schon ein Gefühl der Sättigung durch. Dieser Eindruck bestätigt sich dann nochmals, wenn es um den Ausblick auf die kommende Spielzeit geht. Der Akku scheint bei einigen wirklich auf dem Zahnfleisch zu laufen. Ob bewusst oder unbewusst vermag ich nicht zu beurteilen, aber mir geht es da bei gewissen Dingen durchaus ähnlich.

Dinge wie „Das aufregen über die Bayern nervt!“, „Der Transferspekulatius geht mir schon länger auf den Keks.“ bis hin zu „Ich könnte jetzt auch mal mit einem Platz abseits von dem an der Sonne leben.“ kriege ich am Rande zu hören. Und das von Leuten für die es wahrlich nicht ihre erste Zwangspause in den Sommerferien ist. Da muss ich dann zwangsläufig an das Buch „Ohne Fußball wär'n wir gar nicht hier“ denken, denn der Untertitel offenbart schonungslos, dass es in der Lektüre um die „Geschichten von Fans in der Midlife-Crisis“ geht.

Das geht nun nicht an und so verschaffe ich mir zur Ablenkung erst mal einen Überblick wen die kommende Spielzeit in unserer Gewichtsklasse denn so zu bieten hat. Natürlich weiß ich das, aber mit dem Rahmenterminkalender ist nun mal nicht gut Kirschen essen und der vermeldet unumstößlich, dass der erste Spieltag für den 9. August geplant ist. Das ist viel Zeit. Durchaus zu viel Zeit denke ich mir und lege mir trotzig eine Liste der „Un“-Mannschaften zurecht.

  • Unverändert: Augsburg, Bremen, Frankfurt, Freiburg, Gladbach, Hamburg, Hannover, Mainz, München, Nürnberg und Stuttgart
  • Unerwünscht: Hoppenheim, Volkswagen und die Werkself
  • Unbekannt: Braunschweig und die Hertha
  • Ungenießbar: Die Viecher
  • Unerreicht: Der Ballspielverein

Das sind also unsere Mitstreiter für die kommende Saison in der Bel Étage des deutschen Vereinsfußballs. Die einen mal mehr gemocht, den anderen eigentlich völlig emotionslos gegenüber stehend und einigen nicht mal das Schwarze unter den Fingernägeln gönnend setzt sich also die Liga zusammen. Machen wir das beste draus.

Ob das nun Zufall ist oder nicht, schaut heute auch McStay auf ein Stündchen vorbei, da er grade mit seiner Frau die Sonnenstrahlen mit einem ausgedehnten Heimatspaziergang kombiniert. Zu erzählen gibt es einiges und vieles dreht sich natürlich auch um den Ausflug an die Themse. Durchaus interessant von jemandem persönlich die Eindrücke vermittelt zu bekommen, der den Trip mitgemacht hat und der lange genug dabei ist um die Lage in Gänze in den richtigen Kontext einordnen zu können.

Fußball wurde heute auch noch gespielt. Mit einem 2:2 nach Verlängerung gegen Lotte schafft der Brauseclub aus Leipzig den Aufstieg in die Dritte Liga. Das könnte sowohl auf, als auch neben dem Platz eine interessante Kiste werden, denn kommende Saison treffen damit unsere Amateure auf ein weiteres Plastikgebilde im deutschen Profifußball.

Zu allem Überfluss schickt dann heute Abend der Bundesjogi noch seine vermeintliche Gelegenheitstruppe gegen die USA auf den Platz. Das ZDF kümmert sich um das Thema und überträgt das Spiel aus Washington ab 20:30 Uhr live. Da sollte man allerdings schon vor der Sportübertragung einschalten, denn schon ab 19:30 Uhr kommt auf dem gleichen Kanal die Luftbild Dokumentation „Deutschland von oben“ und die dürfte wie immer phantastische Bilder im Gepäck haben.

Und damit neigt sich der Tag auch so langsam in Richtung Abend und ich widme mich erst mal wieder meiner deklarativen Sprache um morgen mit neuem Wissen betankt in die Woche zu starten.