Freitag, 31. Mai 2013

Grundweisheiten

Die Woche ist rum und Freitag der 31ste steht an. Gut, dass da kein Zahlendreher drin ist denke ich mir, obwohl ich grundsätzlich nicht  abergläubisch bin. Apropos Aberglaube. Es heißt ja so oft „Kleinen Kindern und Besoffenen passiert nichts“. Diese unscheinbare Regel aus der Fibel der Grundweisheiten sollte ich mir mal zu herzen nehmen.

Aber ich schweife ab, denn heute steht mal wieder ein kleiner Ausflug nach Hörde auf dem Plan. Josef hatte sich gemeldet, dass er ne neue Ladung Mull an den Mann bringen wolle. Gesagt, getan, Paket in Empfang genommen und noch ein kleiner Plausch mit dem heute zuständigen Metall Fachmann. Irgendwie erinnert der mich immer an eine Mischung aus Joachim Król und Mister Bean, ansonsten ist er aber eine recht lockere Socke.

Damit ist dann auch meine letzte Fahrt zurück in den Unterschlupf mit der aktuellen Transportcrew eingeläutet, denn die wollen mich am liebsten nicht mehr und rechnen mir irgendwelche Fahrtrouten vor bei denen ich denke, dass die Jungs auch mit dem Geodreieck durch den Kreisverkehr fahren. „Dann lauf ich halt zu Fuß“ sage ich mir gewohnt trotzig. Gut, da hab ich die Rechnung natürlich ohne den Wirt gemacht und das Unterfangen würde schneller scheitern bevor die Spaten aus Gelsenkirchen das Wort Meisterschaft auch nur ansatzweise buchstabiert hätten.

Das Konstrukteurs Motto „Sei auf alle Unmöglichkeiten vorbereitet“ sollte mich aber aus dieser Schlinge befreien, denn für Abhilfe ist gesorgt und kommende Woche steht für weitere Spritztouren bereits anderweitiges Fachpersonal in den Startlöchern. So kann ich also ganz entspannt das Wochenende einläuten.

Ach ja, das Wochenende. Eingeläutet hat dies eigentlich ja gestern schon L’Oréal Lumpi, der mit seinen kruden Ideen zum 50+1 Komplex um die Ecke kam. Schön Wetter machen ist also bei dem feinen Herren angesagt. Passt zu seinem Gesamtbild wie Arsch auf Eimer und irgendwie auch zu seinem vermeidlichen neuen Arbeitgeber aus der Metropolenregion. Halt Schmierlappen unter sich.

Da war aber doch auch noch was. Genau, das DFB-Pokal Endspiel in der Hauptstadt steht an und damit kriege ich schon fast ungewollt die Kurve in Richtung Programmanalyse. Der Propaganda Maschinensender hat heute live ab 22:15 Uhr das rabattierte „Volkswagen Pokalfieber“ als Sonderposten im Programm. Es werden „News, Stimmen, Analysen und Hintergründe rund um das morgige DFB-Pokalfinale“ versprochen. Wer hätte das gedacht.

Nicht mit dem Commander [tm] kommt mir unweigerlich in den Sinn und ich werde mir stattdessen mal lieber „Joschka und Herr Fischer“ gönnen. Hat ja auch irgendwie was von Ballsport. Zumindest was die Länge dieses Machwerks betrifft, brauch sich dieses Zeitzeugnis nicht hinter einem Endspiel mit Verlängerung und Elfmeter schießen verstecken. In diesem Sinne, ein schönes Wochenende.

Donnerstag, 30. Mai 2013

Zebra Salami

Es ist Fronleichnam und damit in NRW ein Feiertag. Da ich nicht katholisch erzogen bin, stellt sich mir nicht die Frage in wieweit ich diesen Tag heute zu feiern habe. So änlich dürfte es auch dem Großteil der Anhänger des Meidericher SV gehen, wenn auch aus einem anderen Grund. Dass die Regierung eventuell klammheimlich die Stadt Duisburg ein Stückchen weiter nach Westen ins holländische Nachbarland ausgegliedert hat kann nicht der Grund sein, denn dort ist heute kein Feiertag angesagt.

Der Grund ist ein ganz anderer, denn der Lizenzierungsausschuss des Ligaverbandes hat dem MSV Duisburg gestern die Lizenz für die 2. Liga verweigert. Ein bitterer Tag also an der Wedau. Eigentlich immer ein nettes Reiseziel. Die Fast Meisterschaft 92 fällt mir da spontan ein, oder unfreiwillige Ausflüge an die Düsseldorfer Straße 161. Das dürfte nun also etwas länger dauern bis ein erneuter Besuch Duisburger Sportpark anstehen könnte.


Wenn man den Medien glauben kann, wurde deshalb die Messe in Duisburg gestern Abend vorgezogen und einige hundert gefrustete MSV Anhänger „feierten“ vor- und im Wedaustadion schon einmal vor. Viele dürften sich dabei ordentlich Luft gemacht haben, denn das ist ein  derber Schlag in die Magengrube eines jeden Fans oder Mitglieds dieses oftmals belächelten Ruhrgebietsvereins.


Nicht vergessen sollte man dabei aber immer, so kommt es zumindest einem Außenstehenden wie mir vor, dass da irgendwie schon seit Jahren von den führenden Köpfen und in den Gremien nur Kappes gebaut wird.


Eine gewisse Tragik hat die aktuelle Geschichte des MSV dann auch noch irgendwie, denn ich muss unweigerlich an den Tatort „Der Pott“ mit Schimanski denken. Dort protestiert die Werksbesetzung eines Stahlwerks gegen den drohenden Arbeitsplatzabbau und wird dabei von der Bevölkerung mit Spenden unterstützt. Diese landen im so genannten „Pott“, der allerdings abhanden kommt.


So ähnlich sieht es nun auch bei den Zebras aus. Die Kohle fehlt und selbst die Bevölkerung und die Fans können nur noch wenig bis nichts mehr tun um ihrem Verein unter die Arme zu greifen, denn laut dem DFB ist die Entscheidung verbandsintern endgültig. Der MSV hat nun nur noch eine Woche Zeit das ständige Schiedsgericht anzurufen. Man muss nun kein Prophet sein um leider zu der Erkenntnis zu kommen, dass der Drops eigentlich schon gelutscht ist. Da heitert auch kein neugeborenes Känguru-Baby im Duisburger Zoo auf.

Mittwoch, 29. Mai 2013

Hartholzstrand

Heute mache ich mal was ganz verrücktes, denke ich mir. Ein kleiner Abstecher zu meinem letzten bekannten Unterschlupf wäre doch mal was, zumal Josef ja auch geladen hat. Der dreistündige Ausflug wird auch standesgemäß mit einer doppelter Portion neuem Mull belohnt. Ein guter Start in den Tag sage ich mir. Bevor es aber mit dem runden Leder los gehen soll, steht auch heute erst mal meine neue Lieblingsdisziplin an und es ist Zeit sich durch weiteren Bürokraten Wahnsinn zu wühlen.

Nachdem gestern Dynamo in Liga 2 geblieben ist geht es also heute munter mit dem Ballsport weiter.
Auch wenn ich das Spiel verpasst habe. Um 18:30 Uhr stand schon die Relegation zur Dritten Liga an und auch heute sollte wieder das Ostfernsehen live dabei sein. Der Brause Scheißhaufen von RB Leipzig frühstückte dort leider Gottes den SF Lotte mit 2:0 in der Leipziger WM-Arena ab. Damit klopft vermutlich die nächste Persona non grata an die Tür zum Profifußball. So langsam ist wirklich Schluss mit diesen Kotzkonstrukten schießt mir in den Kopf.


Gespielt wird aber auch noch am anderen Ende der Erde. Zur deutschen Prime Time versteht sich von selbst, wenn der DFB da seine Finger im Spiel hat. Kurz vor dem Feiertag hatte nämlich der Jogi nochmal gerufen und so kommt es, dass die Sportschau heute ab 20:15 Uhr in der ARD live das Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft, oder besser gesagt was von ihr übrig geblieben ist, aus dem weltbekannten Kaff Boca Raton überträgt.


Die Aufstellung nehme ich einfach mal vorweg, denn es spielen alle die nicht bei drei auf den Bäumen waren und zu dieser Nonsens Reise in das Land der Freiheit verdonnert wurden. Genauer gesagt machen die in Palm Beach Training oder so was in der Richtung, während es sich L’Oréal Lumpi neben dem Platz in der Sonne gut gehen lässt. Das Wetter scheint da drüben ja auch einen kleinen Tacken besser zu sein als heute bei uns. Damit wäre so eine Erholungsreise auch durch aus im Sinne des Erfinders. Was vergessen? Ach ja, der Gegner ist übrigens die Auswahl aus Ecuador.


Kurz für das Protokoll. Das Pony Opdenhövel übernimmt bei diesem Knaller Spiel die Moderation, während uns Bartels
Tom 90 Minuten lang an seinem Fachwissen teilhaben lassen wird. Der Abend ist also soweit angerichtet.

Dienstag, 28. Mai 2013

Nägel mit Köpfen

Da es noch einiges an Bürokratie Kram zu erledigen gibt, starte ich heute bei herrlichem Wetter recht zeitig in den Tag. Draußen geben die Frühaufsteher der Vogelwelt bereits ein herrliches Konzert für Nippes, dem ich mich wie in Trance nicht entziehen kann.

Bis ich auf einmal mehr als schräge Töne zu vernehmen glaube. Es ist kein  brauner Pauli Spatz, kein Bremer Grünfink und auch kein Bochumer Faber Papagei. Nein, es muss ausgerechnet ein blauer Vogel sein der kurz vor Mittach etwas über den Äther zwitschert. „Felipe Santana wechselt zum 01.07.2013 zum FC Schalke 04. Der 27-Jährige hat dort einen Vertrag bis zum 30. Juni 2016 unterschrieben. “ Ich felipe aus und frage mich was den denn geritten hat. Nun ja, bei mir ist er nun unten durch, weit unten durch. Eigentlich schade, denn der Junge hatte bei mir durchaus einige Sympathiepunkte gesammelt. Das kann er sich jetzt natürlich in die Haare schmieren.

Damit aber nicht genug. Bruchteile vorher machte eine weitere Meldung die Runde, denn der „BVB verpflichtet Sokratis“. Der 24 jährige Nationalspieler wechselt von der Weser an die Ruhr und hat einen Kontrakt bis zum 30. Juni 2018 unterschrieben. Das Gesamtpaket bei unserem Neuzugang scheint auf den ersten Blick erstaunlich rund zu sein. Mal in aller Ruhe schauen was er, die Mannschaft und der Trainerstab draus machen. Ich bin durchaus gespannt.

Wer da wo jetzt schneller war, ob Facebook oder Twitter, soll mir als Totalverweigerer erst mal herzlich egal sein und ich werte den Ausgang dieser Partie einfach mal Unentschieden. Einhergehend mit den beiden Meldungen übrigens noch einen schönen Gruß an all jene die in den letzten Tagen Hummeln, nein nicht den Hummels, im Arsch hatten und über keine stattfindenden Transferaktivitäten gemoppert haben. Hier ist die erste Antwort auf euer Geplärre. Das nennt man auf jeden Fall Nägel mit Köpfen machen.

Anderes Thema, aber nicht grade unwichtig, denn es gibt heute ausnahmsweise mal richtig gute Nachrichten aus der Hauptstadt. Es geht dabei, ihr werdet es euch schon denken, nicht um Bundespolitik, sondern um aktive Fanpolitik. Die alte Tante Hertha verlautbarte heute, dass „zukünftig alle Gästefans, unabhängig ihrer Vereinszugehörigkeit, im Berliner Olympiastadion für Ihre Eintrittskarte einen Einheitspreis von 15,00 Euro bezahlen“ werden. Das ist mal eine feine Ansage, an der sich gerne noch viele Vereine ein Beispiel nehmen dürfen. Gleichzeitig kann man diese Entscheidung als einen schönen Erfolg der Kampagne „Kein Zwanni – Fußball muss bezahlbar sein!“ werten.

Fußball gespielt wird, unabhängig von dem sich nun langsam rotierenden Transferkarussell, heute auch. Der NDR nennt es „Das Alles-oder-nichts-Spiel“. Ich nenne es das Rückspiel in der Zweitligarelegation zwischen Dynamo Dresden und dem  VfL Osnabrück. Das Hinspiel ging knapp mit 1:0 an Osna und somit dürfte das ein heißer Tanz in der Elbmetropole werden. Der Kick wird ab 20:30 Uhr im NDR, oder wahlweise im Ostfernsehen übertragen.

Montag, 27. Mai 2013

Dahoam

Es ist Zäsur Montag und nach einer ausgiebigen Mütze Schlaf erwartet mich ein richtig schöner Tag. Sonnenschein und blauer Himmel, Herz was willst du mehr. Für heute hatte sich schon letzten Freitag viel Alarm auf der Station angekündigt, viele Neuaufnahmen, so war zu vernehmen und viele Termine in den Werkstatträumen stehen auf dem Plan.

An mir geht das aber alles mehr oder weniger geräuschlos vorbei, denn für mich ist der lang ersehnte Tag der Entlassung terminiert. Frühstück und Visite sind nur noch für das Protokoll. So sitze ich auf gepackten Koffern um die letzten Bürokratie Hürden zu bewältigen und nehme dann pünktlich um Zehn Uhr den Transportdienst in Empfang.


Und so komme ich endlich mal in den Genuss das St.-Josef von außen zu sehen um dann, nach einer vergnügten Spritztour um den halben Phoenix See, den Weg in die östliche Nachbarstadt anzutreten.
Dahoam angekommen wuchten mich die zwei Jungs mit dem Lieferschein in der Tasche routiniert in meinen Unterschlupf und ich habe ein erstes Etappenziel im Auge. Der Grönemeyer Herbert kommt mir sofort in den Sinn, denn „Hier ist alles sauber, Frohsinn ist angesagt“ dudelt es mir in den Ohrmuscheln. Kein täglich straff organisierter Matchplan, keine Fernsehslots, keine willkürlich festgelegten Zeitfenster und keine nervenden Menschen um mich herum. Purer Luxus.


Die Wirklichkeit holt mich aber schnell für einen kurzen Moment wieder ein denn der Befund liegt vor mir und schwarz auf weiß steht dort geschrieben, dass ich neben einer deutlichen Weichteilschwellung einen leicht adipösen Körperbau aufweise. Ich glaub ich spinne. Was haben die denn da diagnostiziert frage ich mich Wut entbrannt. Dem mutmaßlichen Erfinder dieser Märchen würde ich in diesem Moment gerne ein „Hör auf viel zu predigen, hör auf mit der Laberei“ an den Kopf werfen. Aber da ich zu gut gelaunt bin lasse ich mich nicht von solchen Dingen irritieren und genieße statt dessen lieber ich vollen Zügen meine zurück gewonnen Ruhe. Und so gleite ich irgendwie in den Abend ohne es wirklich gemerkt zu haben.


Den lasse ich dann heute aber mal nicht ungenutzt, denn das zweite Relegationsspiel zwischen der letzten Hoffnung aus Kaiserslautern und dem Kackhaufen aus der Metropolenregion steht an. Allerdings ist das auch schneller zu ende gespielt als gedacht und leider hat sämtliches Daumen drücken nicht wirklich viel geholfen, denn wir müssen diese künstlichen Spaten aus dem Kraichgau leider auch kommende Saison ertragen. Dafür ein völliges Zerrbild auf dem Betze. Auf der einen Seite diese Produktscheiße mit ihren Lemmingen und auf den anderen Seite ein mehr als gut aufgelegter, tobender und lodernder Traditionsanhang auf der Westtribüne. Mehr Kontrast geht nun wirklich nicht.


Das wäre damit also leider abgehakt. Es soll aber mit Fußball im weitesten Sinne des Wortes zu späterer Stunde noch etwas weiter gehen. Im WDR ist heute ab 23 Uhr in der Reihe „sport inside“ unter anderem „Die Gelddruckmaschine“, das Millionenspiel Champions League ein Thema.
Mal sehen was Herr Wolf da so zusammen getragen hat.


Das werde ich mir dann wohl noch geben um danach den Tag in aller Entspanntheit und genüsslicher Ruhe ausklingen lassen.

Sonntag, 26. Mai 2013

Leid und Stolz


Leicht verknittert schäle ich mich aus dem Bett, der Finaltag hat mir doch etwas zugesetzt, denke ich im ersten Moment. Draußen herrscht Muschelwetter, es ist kalt und der Tag wirkt abweisend. Nach einer Nacht drüber schlafen ist es nun aber an der Zeit, die gestrigen Eindrücke zu sortieren und vielleicht auch mit einem Fazit abzuschließen.

Die richtigen und passenden Worte kriege ich nicht so wirklich zusammen gezimmert. Es dauert, bis ein Ohrwurm an mein Trommelfell klopft und das Ballspielorchester 09 es mir dankenswerter Weise abnimmt meine Gefühlswelt zu beschreiben. Denn diese Zeile fasst den gestrigen Abend durchaus treffend zusammen. „Leid und stolz sind wie Brüder sie gehören fest zusammen.“


Gestern war so ein Tag, an dem die beiden Brüder sich über den Weg gelaufen sind. Auch wenn manch einer denken mag, dass wir vermeintlich den Kürzeren gezogen haben, stelle ich lieber die Frage was eigentlich genau passiert ist. Wir haben von beiden Mannschaften ein tolles Spiel gesehen was die Bayern nicht unverdient gewonnen haben, wir aber auf keinen Fall verdient verloren haben. So kann es halt sein und soweit wäre das sportliche mehr oder weniger geklärt.


Was bleibt also noch von diesem Abend? Das Auftreten unserer Mannschaft, der Gedanke daran was wir in den Stadien Europas veranstaltet haben, wie wir den Verein in Europa vertreten haben und welche enorme Entwicklung eben dieser nach den bitteren Jahren der fast Insolvenz genommen hat. Das alles sollten wir mitnehmen und uns vor Augen führen, sollten gar dankbar sein, denn in diesem Moment bündelt sich das alles in einem einzigen Wort. Stolz!


Ich bin stolz auf all diese Dinge, die man für kein Geld der Welt kaufen kann, die nicht mit kleinen oder großen Mauscheleien zu ergaunern sind und die man auch nicht mit einer, im Hintern steckenden Lobby oder gar mit dubiosen Verpflechtungen erreichen kann. Schmutzigen Lorbeer brauche ich nicht.


Und da kommt dann wie gerufen und passend zum heutigen Wetter das Ballspielorchester noch mal ins Spiel und rundet diese Gewissheit mit dem Lebensmotto ab, dass ich für mich aus diesem Finale ziehe. „Und auch an dunklen Tagen, trage ich stolz deine Farben.“ Besser kann ich meinen Ist-Zustand nicht beschreiben, denn die Jungs aus Hamburg und Berlin bringen ihn perfekt auf den Punkt.


Abschließend möchte ich noch kurz eins loswerden. Vergesst nicht die Jungs heute würdig in Dortmund in Empfang zu nehmen. Sie haben es sich verdient.

Samstag, 25. Mai 2013

Grau ist alle Theorie


Endlich Finaltag. Vorbei die Zeit der Berichterstattung, der Interviews, der Gerüchte, der Spekulationen, der Analysen, der Tipps, der Expertenmeinungen, der Wiederholungen und peinlicher Sonderaktionen.

Diesem medialen Flächenbombardement kann ich natürlich nicht entfliehen, aber den Großteil davon habe ich die letzten Tage erstaunlich gut umschiffen können und ich bin froh diesem ganzen künstlichen Hype zumindest zu einem kleinen Teil aus dem Weg gegangen zu sein. Ich bin damit ganz gut gefahren, denn ab jetzt, auch wenn heute nochmal den ganzen Tag bis spät in die Nacht rein gesendet und berichtet wird, zählt das alles nicht mehr.


Adi Preißler sagte einst schon mehr als treffend. „Grau ist alle Theorie,  entscheidend is auf’m Platz“
 

Jetzt kann man sich fragen, ob der Autor dieser Zeilen nicht ganz bei der Sache ist, nicht heiß ist auf das ultimative Spiel? Ich kann versichern, ich bin es. Vielleicht ist es aber der Ruhe des Alters geschuldet, dass ich diese Dinge mittlerweile recht entspannt angehe und nicht dem Medienfeuerwerk der letzten Tage verfallen bin. Die fünf vor Ort selbst miterlebten Endspiele mit dem Ballspielverein dürften da auch eine Rolle spielen.

Die Gedanken machen also erst mal Urlaub, denn der Finaltag ist nicht mal zur Hälfte rum und es dauert noch eine gefühlte Ewigkeit bis der Ball heute Abend in Wembley endlich rollen soll. Es bleibt also noch viel Zeit, die man nutzen oder nutzlos verstreichen lassen kann. Ich hab es da einfach, da die Planung meines Tagesablaufs übernommen wurde und so hänge ich quasi wie ein Insekt gefangen im Netz einer Spinne. Ein entkommen scheint nicht möglich, denn die Ankerpunkte sind über den Tag penibel fest zusammen gezurrt.


Doch eins wurde heute in diesem Masterplan nicht einkalkuliert. Das Endspiel in London. Spätesten dann werde ich dem Allem hier entfliehen. Und genau in dem Moment bin ich wieder an dem Punkt angekommen an dem mir klar wird warum ich Fußball so liebe.

Freitag, 24. Mai 2013

Der Phasenmensch


Es ist Freitag und noch genau ein Tag bis zum großen Finale in der Königsklasse, der Liga der Champions. Morgen findet er also statt, der Gipfel auf dem die beiden zwei besten Mannschaften des alten Kontinents auf einander treffen werden. Und das Beste ist, wir sind dabei, wenn auch nur als Außenseiter, aber mal ehrlich, drauf geschissen, denn das waren wir 1997 auch und ich mittendrin.

Gekonnt kriege ich damit eigentlich schnell einen Bogen gespannt, denn der ein- oder andere wird sich vielleicht gefragt haben was los ist. Nichts zu London, nichts zu Wembley, nicht zum Henkelpott? Das geht nicht an, denke ich mir. Seit euch sicher, ich habe nun definitiv in den Finalmodus geschaltet, auch wenn es in den letzten Wochen eine Zeit gab in der ich zu einem Phasenmenschen mutiert bin. Jetzt werdet ihr euch sicherlich fragen, meint er nun Phasenmensch oder Phrasenschwein. Vielleicht auch beides, sicher bin ich mir nicht.

Deshalb an dieser Stelle ein kleiner Rückblick um vielleicht einen Phasenmenschen zu verstehen. Nach dem ersten Schock, der Verletzung, den Operationen und dem ganzen Gedöns keimte anfangs immer wieder der Gedanke in mir auf, dass Finale der Finals nicht sausen zu lassen. Irgendwie musste das klappen. Pläne wurden geschmiedet, mit Ärzten und Therapeuten gesprochen, debattiert, diskutiert und verworfen. Die wirrsten Szenarien wurden durchgespielt und die klügsten Köpfe eingespannt. In der Zeit war das alles ein hin- und her der Gefühswelten, bis an den Tag als sich dann die ersten rationalen Gedankengänge den Weg frei geschaufelt hatten und die bittere Entscheidung gefasst werden musste, dass Wembley ohne mich stattfinden wird. Das tat im ersten Moment weh, sehr weh, aber es half alles nichts, der Zug war einfach für mich abgefahren. Durchaus ein Punkt der Leere, ja auch der Enttäuschung.

Doch nach einem ersten radikalen Schütteln sollte recht schnell die Häutung des Phasenmenschen vollzogen sein, denn den Kopf in den Sand stecken und Trübsal blasen ist alleine schon aus Trotz nicht angesagt. Eher das Gegenteil ist der Fall und der Gedanke heißt nun, dass Beste draus machen!

Wenn auch womöglich unfreiwillig lege ich mir also die Karten so zurecht, dass ich ein gutes Blat in der Hand habe. Man könnte es auch schön reden nennen, vielleicht ist es das ja auch, aber ich habe doch irgendwie andere Empfindungen, da die Rationalität auf einmal wieder weg ist und ich mir ausmale was das alles für meine Freunde, meine langjährigen Wegefähren und allen anderen, die es verdient haben dabei zu sein, bedeuten würde, diesen einen Abend in London erleben zu dürfen. Ich gebe es zu, denn natürlich war ich auch mehr als neidisch als ich die ersten euphorisierten Nachrichten erhielt, in denen stand, dass alles geregelt ist. Hotel fix, Karte vorhanden und Anreiseweg geklärt. In diesen Momenten huschte manchmal dann doch ein böser Schatten hinter meinem Rücken her.

Wie gerufen ist sie dann aber wieder da, die fehlende Ratio und es kam der Moment, wo ich mich gefreut habe. Richtig gefreut für eben all diese Menschen, für all diese Erfahrungen die sie machen werden, von den Dingen von denen sie erzählen werden und was sie für sich ganz persönlich mitgenommen haben. Ich gönne es ihnen. Auch wenn man hier wieder sagen könnte, dass ich mir einen in die Tasche lüge, aber dem war nicht so und dem ist auch jetzt nicht so. Kann man jetzt glauben oder es halt sein lassen. Ich kann mit beidem leben.

Eine Bitte möchte ich noch kurz all jenen mit auf den Weg geben, die morgen an dieser historischen Stätte, ein vielleicht historisches Spiel erleben werden. Jungs und Mädels, gebt morgen alles, alles was ihr habt, alles für den Ballspielverein!

Damit wäre einiges zu morgen gesagt, aber es gibt ja auch noch das Heute. Für den Medizinkram habe ich allerdings keinen Kopf. Wie denn auch? Deshalb auch nur ganz kurz. Linke Schluffen macht einen sehr guten Eindruck, bis auf etwas Wasser im Fußballen, was aber recht normal sein soll. Rechts hat die Narbe heute ein klein bisschen gemoppert, aber für den aktuellen Zustand eher halb so wild. Zu guter Letzt sind auch die eingewachsenen Fäden aus der rechten Hüfte nach längerer Fummelei entfernt. Und so bleibt mir zum Schluss nur zu sagen: London calling!

Donnerstag, 23. Mai 2013

Kontinuierliches Kribbeln


Es sind noch zwei Tage bis zum Finale und so langsam aber sicher fängt es auch bei mir an zu kribbeln, auch wenn ich Samstag durchaus weit entfernt von den Hotspots der Fußball euphorisierten Masse weilen werde. Dieses Gefühl soll sich übrigens heute noch mehrmals bemerkbar machen. Aber erst mal das Standartprogramm inklusive Visite, die so unspektakulär wie schon lange nicht mehr über die Bühne geht. Es gibt keine neuen Erkenntnisse und der Montag steht weiterhin als Abreisetag fest.

Nach dem Frühstück und drei Stunden später steht dann der tägliche Verbandswechsel an. Auch hier wieder reine Routine und keinerlei welterschütternden Neuigkeiten. Die Stationsärztin verklickert mir nochmal, dass dieser komische Stabilisierungsstab, der unten aus der rechten Ferse raus äugt, noch sechs Wochen so drin bleiben muss. Prost, denke ich mir, denn das Dingen kann durchaus nerven. Auf die erneute Nachfrage in Anbetracht des Entlassungstermin nach Physiotherapeutischer Behandlung (Rollstuhl, Gehhilfe, etc.) werden dann heute endlich mal Nägel mit Köpfen gemacht und eine halbe Stunde später steht ein Mann des Fachs mit einem fahrbaren Untersatz in der Tür. Geht doch, warum denn nicht eher? Es wirkt halt für einen Laien schon etwas komisch, wenn erst auf mehrfachem Druck und mehrerer Hinweise des Patienten endlich mal was in dieser Richtung passiert. 


Durch den Therapeuten erhalte ich nun eine ausführliche Einweisung in die Benutzung und Funktionen des Rollstuhls, gefolgt durch Ein- und Ausstiegs Training, sowie den ersten kleine Fahrübungen, die aktuell allerdings von der Fahrtdauer noch zeitlich dosiert sind.


Nach dem Mittach und einem dezenten Hinweis an die Schwestern, dass ich noch zwei Nähte von den Eigenknochenspenden im Bauch habe, wird sich dann auch der Sache angenommen. Bei den Fäden auf der linken Seite ist allerdings das MHD  eigentlich schon abgelaufen und somit leisten diese anfangs hartnäckig Wiederstand. Nach kurzem Kribbeln ist dieser Teil meines Astralbauches, trotz Gegenwehr und gutem Gezuppel dann aber doch fadenfrei. Es ist also „Gut dass der Patient mit aufpasst“.


Mögliches Unheil droht allerdings an anderer Stelle Kollege Budda, denn bei dem sind irgendwie Komplikationen aufgetreten und er muss eigentlich erneut unters Messer. Will er aber nicht und die Budderin wird zur weiteren Vorgehensweise zu Rate gezogen. Das erste was sie fragt ist natürlich ob es sich bei dem Arzt, der die Nachricht überbracht hat, um einen Ausländer handelt. Gleiches Spiel dann etwas später mit dem Stationsarzt als dieser vorbei schaut und erneut den Status Quo zu erklären versucht. Mich wundert ehrlich gesagt nichts mehr.


Nun aber mal abseits von medizinischen oder gesellschaftlichen Problemen. Denn natürlich geht es heute auch noch um den Ballsport und das Kribbeln zieht sich irgendwie kontinuierlich weiter durch den Tag, da heute Abend das erste von zwei Relegationsspielen ansteht. Dort trifft das Kackkonstrukt aus Hupenheim auf die traditionsreichen Jungs vom Betze. Ob Marx die Klatschpappen aus dem Keller holen würde, entzieht sich hier zwar meiner Kenntnis, aber man könnte durchaus von Klassenkampf sprechen. Dass ich in diesen beiden Spielen den mir eher nicht so wirklich sympathischen Teufeln quasi zwangsläufig die Daumen drücke, hätte ich auch lange Zeit nicht gedacht.


Bei dem Gedanken stößt es mir dann auch sofort wieder sauer auf und ich denke an das letzte Heimspiel, das wir gegen diesen Rotzhaufen aus der Metropolenregion verschissen haben. Wir hatten es selbst in der Hand in der Causa Hopp klar Schiff zu machen und haben nichts draus gemacht. Fast schon peinlich für den selbsternannten Retter der Tradition aus dem Ruhrgebiet. Nun muss K’lautern die Kohlen aus dem Feuer holen und die Mission erfüllen. Zumindest auf Dortmunder Fanseite, wenn nicht sogar bundesweit, dürften heute den Pfälzern kollektiv die Daumen gedrückt werden. Ich halte es in der Zwischenzeit mit Walter Elf und „Männer in Rot“.


Und um abschließend einfach mal in guter Lüner Tradition etwas Statistik ins Spiel zu bringen. Das Hinspiel aus dem Stadion mit dem wohl bescheuertsten Namen der Liga, der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena, wird heute live ab 20:15 Uhr von Sky und der ARD übertragen. Als Laberkopp für alle Bezahlsenderkunden ist Michael Leopold im Einsatz, während man in der ARD von Steffen Simon unterhalten wird.

Mittwoch, 22. Mai 2013

Schwester Sonnenschein


Womit eröffne ich den Tag, frage ich mich als ich heute engelsgleich dem Schlaf entschlüpfe. Die Antwort ist schnell gefunden, denn ich möchte mal, da sie es sich redlich verdient hat, ein paar Worte zu Schwester Sonnenschein loswerden. Wenn man mich fragen würde welche Schwester hier auf der Station eigentlich keine Schwester ist, sondern eher eine Mensch gewordene, durch den Wind schwebende Inkarnation der Entspanntheit, Fröhlichkeit und Leichtigkeit, gepaart mit der Gabe zuzuhören und gleichzeitig ihr Handwerk aller bestens verstehend, dann spreche ich von Schwester Sonnenschein. Ein absoluter Gewinn für jeden hier unfreiwillig unter gekommenen Patienten.

Und da in mir durchaus auch ein kleiner versteckter Gentleman, ausgestattet mit einer Prise Charmeurgen steckt, muss ich heute mal alle Register ziehen und begrüße meine Aufwachfee mit den blumigen Worten „Wer kann denn morgens nur so fröhlich sein, dass ist die Schwester Sonnenschein.“ Ich weiß, dass das schnulziger geht, aber ihr hat es durchaus gefallen.


Weiter geht es mit dem üblichen Tagesgedöns, bis Zeit für die Visite ist und Hammelherden gleich Chefarzt, Oberarzt, Assistenzarzt und Schwester zur Inspektion in den Raum schluffen. Aktueller Stand ist, so ergibt die Analyse, dass „die Wunden in die richtige Richtung gehen“. Den versteckten, vielleicht auch unfreiwilligen Kalauer hab ich wohl zu dieser frühen Stunde nicht so ganz geschnallt. Macht aber nichts, denn wie aus dem Nichts wird mir dann nahe gelegt, dass meine Entlassung für kommenden Montag geplant ist. Da bin ich erst mal baff ob dieser unerwarteten Ansage.


Nach einem ersten freudigen Zucken, meldet sich aber ein kleines Männeken in meinem Kopf und flüstert mir folgende Worte in mein plötzlich vorherrschendes Gedankenwirrwarr.
„Du liegst, Stand heute, jetzt 4 Wochen, genauer gesagt, 29 Tage nur in einem Bett, selbst Essen ist nicht im Sitzen erlaubt, von aufstehen kann nicht mal ansatzweise die Rede sein und du sollst dich Montag nachhause aufmachen?“


Ich komme kurz ins Grübeln, denn um das nur kurz anzumerken. Die dringend zum Stehen oder gehen benötigten Spezialschuhe sind noch nicht angepasst, ich habe noch keine einzige Runde im Rollstuhl gedreht und auch selbstredend noch keinen Meter auf Gehhilfen absolviert.
Die Antwort auf die Frage wie das gehen soll, wird also wohl in den nächsten zwei Tagen gegeben werden. Ich bin durchaus gespannt was man sich da im Hintergrund so alles ausgedacht und vermutlich akribisch erarbeitet und vorbereitet hat. Wir werden es sehen.


Nach dem Kaffee schneit hier dann erst mal unerwarteter Besuch rein. Es ist Brunos Nachbar der einen kleinen Abstecher nutzt um hier auf der Station mal nach dem Rechten zu sehen. Sein angepeiltes Ziel ist eigentlich Bruno, der aber noch immer mit Komplikationen auf der Intensiv liegt und da diese erst um 15 Uhr öffnet, bleibt noch Zeit für das Übermitteln von mehr oder weniger halbwegs guten Nachrichten über Brunos Gesundheitszustand. Der hat mittlerweile zwei weitere Eingriffe hinter sich und noch einen vor sich, soll aber sonst halbwegs auf dem Damm sein. Wird auch Zeit dass der wieder auf die Beine kommt, denke ich mir, denn der muss noch alte Geschichten aus der Roten Erde der 50er Jahre raus hauen.


Und damit wären wir auch schon beim geliebten Ballsport. Das ZDF sendet um 22:15 Uhr das auslandsjournal unter anderem mit dem Thema: „Deutschland gewinnt - auch die Herzen der Engländer“ - „Es ist ein schwacher Trost für alle Engländer, dass eine deutsche Mannschaft das Wembleystadion am Samstag als Verlierer verlassen wird.“ Das dürfte heute Abend, nicht nur für alle Londonfahrer also schon mal absolutes Pflichtprogramm sein.


Ansonsten werde ich es danach wohl mit Peter Lustig halten und sagen „Carpe diem, nutze den Tag, also nutzend ihn und schaltet ab. Salve.“

Dienstag, 21. Mai 2013

Obergurus Orakel


Heute scheint ein völliger Langweiler Tag anzustehen. Aus der groß angekündigten Visite wird nicht wirklich viel. Es turnen zwar sechs scheinbar interessierte, weiß gekleidete Menschen um mich herum, aber das ganze Spektakel dauert grade einmal eine Minute bis die Karawane weiter zieht und mich mit der Erkenntnis zurück lässt, dass es eigentliche keine neue Erkenntnis gibt. Zumindest spricht niemand etwas derartiges an. 

Außer mir und einer später dazu stoßenden Schwester scheint keinen aufgefallen zu sein, dass meine Problemzonen einen, Achtung Wortspiel, durchaus passablen Schritt nach vorne gemacht haben und die Schwellungen in beiden Füßen merklich zurückgegangen sind. Jetzt habe ich also neben Schrumpelzehen auch noch zwei Schrumpelmittelfüße. Immerhin kriegen meine Stinkmauken heute vier Stunden Urlaub und dürfen sich in der Zeit fröhlich an frischer Luft erfreuen, bis sie gegen Mittag wieder Christo like verpackt werden.

Dann sehe ich das Unheil schon kommen und aus dem vermeintliche Langweiler könnte doch noch was werden, denn Budda kann kein Blut abgenommen werden, da keine brauchbaren Venen zu finden sind. Darauf reagiert er wie immer allergisch und nach dem dritten gescheiterten Versuch des Abzapfers platzt ihm dann in gewohnt cholerischer Manier endgültig der Kragen und er faucht erbost. „Sind sie Lehrling?“ Der Abzapfer richtet sich fragend an mich was Lehrling in diesem Fall zu bedeuten hat. Ich versuche mit Auszubildender das passende Wort zu finden und so antwortet er dem brodelnden Budda in aller Sachlichkeit, dass er seit zwei Jahren ein fertig ausgebildeter Arzt sei.

Damit denke ich, dass selbst Budda geschlagen ist, denn er schweigt, eine geschlagene halbe Minute, bis er sich von dem vermeintlichen Fehltritt erholt hat und die Nächste Attacke mit den Worten „Holen sie mal jemand der davon was versteht!“ nach legt. Ein ehemaliger Fallschmierjäger ist halt nicht so leicht klein zu kriegen und hat durchaus seine Prinzipien. Nachlegen gehört dazu denke ich mir in diesem Moment.

Nach einer verlängerten Tee Time schaut dann überraschend der Chefarzt vorbei und Christos Verpackungskünste von heute Morgen sind damit für die Katz, da er persönlich einen Blick auf die Schluffen werfen möchte. Die Analyse ergibt, dass soweit alles im Plan ist, weiterhin aber Geduld gefragt ist. Die Schwellungen sind, wie schon erwähnt, zurückgegangen, die Narbe rechts braucht noch etwas länger als links und die ersten toten Hautschuppen könnten so langsam abgetragen werden. Also eigentlich nicht viel neues, aber es ist schön das direkt mal vom Oberguru zu hören, zumal heute auch Nägel mit Köpfen gemacht werden, denn knapp fünf Minuten später ist ein Arzt hier, der zwei Streichholzschachtel große Hautfetzen entfernt und in den Orkus schickt. Wichtigste Nachricht dabei ist, dass unter den Lappen alles trocken ist. Endlich der erste lang ersehnte Erfolg.

Danach soll auch mein Mitbewohner nochmal wieder ins Spiel zurückkommen, als eine Studentische Hilfskraft erscheint und einen weiteren Versuch startet bei ihm einen neuen Zugang zu legen. Begrüßt wird er standesgemäß mit „Sie sind Ausländer, oder?“ Der nicht zu beneidende angehende Mediziner nimmt es locker und stellt klar, dass er deutscher ist und nur schwarze Haare hat. Budda nimmt dies stillschweigend zur Kenntnis und ergibt sich seinem Schicksal.

Genug aber jetzt mit dem Medizinkram und damit ein präziser Flankenwechsel rüber zum Ballsport. Das Programm ist natürlich mehr als dürftig, eins wird aber überraschen. Es gibt heute tatsächlich noch mehr oder weniger 90 Minuten Fußball, denn ab 22 Uhr sendet am späten Abend sport1 den Mobilat Fantalk live aus der Essener 11-Freunde Bar direkt in die heimische Stube. Die Gäste sind zwar meistens egal, aber ich werde am Start sein und so den Abend mit leichter Kost ausklingen lassen.

Montag, 20. Mai 2013

Das Gina Experiment


Es ist Pfingstmontag und ich genieße hier bei St.-Josef das Privileg von frischen Brötchen. Da Feiertag ist passt das, da ich ja nun aktuell irgendwie nicht wirklich zur Tanke oder zum Kiosk käme, selbst wenn ich es wollte.

Der alltägliche Verbandswechsel meldet dass es keine Veränderung zu gestern gibt. Ich hocke also bis auf weiteres in der Warteschleife. Dafür schaut die immer gut gelaunte Schwester Sabine vorbei und geht mit mir das Essen durch. Das ist durchaus ein netter Tagesordnungspunkt, der etwas Abwechselung bringt und auch manch fachbezogenes Expertengespräch unter Hobbyökotrophologen beinhaltet. 


Da sich für heute Besuch angekündigt hat und Altrocker gestern schon über meinen Gammelstyle geschimpft hat, werde ich mich dann heute mal in Schale werfen. Neben dem üblichen Programm steht diesmal auch die Operation Haare waschen an. Ein Konstrukteur weiß sich in solch einer Situation natürlich zu helfen, sei er noch so gehandicapt. Das Zauberwort heißt Haarwaschhaube.


Im Gegensatz zu einem pfiffigen Pfleger, der diese Errungenschaft der Ingenieurkunst von der Intensivpflege her kennt, ist dem anderen Stationspersonal dieser mobile Raumfahrerwaschsalon eher unbekannt und somit werde ich zum lebenden Versuchskaninchen auserkoren um an mir die Benutzung dieser Hightech Waffe zu demonstrieren. Dass ich dabei aussehe wie Omma Paschulke mit Blümchen Badehaube im Sole Becken stört dabei weiter nicht. Zumindest hält sich das Gelächter in Grenzen. Funktionieren tut das Dingen aber einwandfrei und nach 2 Minuten Haube schrubbeln und dem anschließenden trocknen und kämmen sehe ich aus wie ein Haaradonis aller erster Güte und bin nun durchaus bereit für Schandtaten jeglicher Couleur.


Da kommt es mir grade recht, dass ich heute auch noch eine weitere Verabredung mit einer jungen, durchaus charmanten Dame habe. Trotz der suboptimalen Ausgangslage, dass sie mich nicht besuchen darf und ich sie nicht kann, steht der Kontaktpflege im Zeitalter von Internettelefonie und Skype nichts im Wege. Und so steht voller Anspannung das „Gina Experiment“ an. Dazu muss man wissen, dass die herzensgute Gina ein vierjähriger Cocker Setter Mischling ist, der mich die letzte Zeit doch etwas zu vermissen scheint, oder umgekehrt, man weiß es nicht. Fest steht, dass ihre Skype Erfahrung durchaus überschaubar ist und das Vorhaben somit ohne doppelten Boden durchgezogen werden muss.


Und so kommt es, wie es kommen muss. Grande Dame interessiert sich weder für den winkenden und pfeifenden Onkel in dieser rechteckigen Elektronikkiste, noch für das Tragen von geräuschspendenden Kopfhörern. In den Zimmerpflanzen rumtollen, der obligatorische Kontrollbesuch auf dem Balkon und ein Schnüffelabstecher in den Altpapierkorb sind in Gänze einfach interessantere Dinge als sich vor den Rechner zu hocken. So muss ich mir Zähne knirschend eingestehen, dass das Gina Skype Experiment vorerst gescheitert ist.


Am frühen Nachmittag schauen dann Pitbull Anke und ihr Halter vorbei. Die beiden haben zur Freude drei riesen Becher Speiseeis vom ansässigen Dealer der „Kuhbar“ hier um die Ecke mit im Gepäck. Was eine Abwechselung zu den normaler weise hier servierten Pudding- oder Quarkspeisen. Dafür gehen beide Daumen hoch, auch wir alle gut dran zu knabbern haben den Pott leer zu kriegen. Zu erzählen haben wir uns viel und das zentrale Thema, der Ballsport im Allgemeinen und das Finale im speziellen sind natürlich das Hauptthema. Gut, ein ganz kleines bisschen wird natürlich auch gelästert, aber das gehört nun mal auch dazu. Michi verdonner ich noch kurzfristig um mir bei den aktuellen Ermittlungen zu helfen, bis dann wie üblich die Zeiger der Uhr in die Beschleunigungsphase wechseln und so machen sich die beiden dann auch irgendwann auf um den Rest des letzten freien Tages der Finalwoche ausklingen zu lassen. 


Zurück also zum Geschäft, denn Fußball soll heute auch noch gespielt werden. Um 18:15 Uhr treffen bei einem Benefizspiel unter dem Motto „Kicken für den guten Zweck“ im Flughafenstadion Köln die Mannschaften von „Poldi & friends“ und „Mertesacker & friends“ aufeinander. Der Erlös des Events wird zu gleichen Teilen an die Lukas Podolski- und Per Mertesacker - Stiftung gespendet. Wie die endgültigen Mannschaften aussehen, dürfte wohl erst zum Anpfiff klar sein wenn sport1 live zu der Veranstaltung schaltet.
Unter Anderem werden, so zumindest Stand Ende März, Namen wie Matthäus, Lewandowski, Icke Hässler, Eva Padberg und Polster Toni für das Team Poldi gehandelt. Im Team Mertesacker machen dagegen die Namen Rosický, Pocher, Frings, Elton, Knop, Kiefer, Klasnic und als Schmankerl der Dino Herrmann Rieger die Runde. Das kann ja was werden, denke ich mir.


Über die Abendgestaltung habe ich mir zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt keine Gedanken gemacht und so dürfte ich wohl bis zum Zapfenstreich auf der Datenautobahn unterwegs sein. Dafür bleibt die Glotze dann einfach mal aus.