Am frühen Mittwochabend sollte es los gehen in Richtung Bierhauptstadt um dort dem Halbfinal Hinspiel in der Champions League gegen den spanischen Meister Real Madrid beizuwohnen. Also ab zur Bahn und erst mal das obligatorische „Fahrtenbier“ zur Einstimmung auf ein hoffentlich packendes und für uns gut ausgehendes Spiel geköpft. Wie eigentlich fast immer sollte mich die S4 dann nach 20 Minuten an der Haltestelle Möllerbrücke ausspucken, was sie auch zuverlässig tat. Erst mal ne Kippe an und ab in Richtung der Gaststätte „Sonne“ wo ich wie üblich auf den Rest meines Fanclubs treffen sollte. Dort gab es dann bei einigen Kaltgetränken die üblichen Fachsimpeleien, bevor es Richtung Westfalenstadion los gehen sollte, ohne natürlich den zum Ritus gewordenen Halt am nahe gelegenen Kiosk. Zum Spiel sei an dieser Stelle nur gesagt: 4:1.
Nach dem Abpfiff ging es dann gut gelaunt und mit dem Gedanken im Hinterkopf, die Königlichen mit dieser Vorlage im Bernabeu aus dem Wettbewerb schmeißen zu können um „The Road to Wembley“ zu vollenden aus dem Stadion. Es sollte direkt zum Bahnhof Westfalenhallen gehen um die Rückfahrt mit dem Entlastungszug anzutreten. Kein unüblicher Vorgang bei internationalen Heimspielen. Die Situation an der Rampe runter zum Bahnsteig und natürlich auch am Bahnsteig selbst wie immer recht chaotisch. Mein Zug in Richtung Hamm stand schon am Gleis und ich legte einen Gang zu, was mir im weiteren Verlauf zum Verhängnis werden sollte. Umgeknickt, kurz die Orientierung verloren, aber einen kleinen Absatz zum Bahnsteig vor Augen. Kurz ein Schritt drauf und einen Hopser nach unten gemacht. Plötzlich schwarz. Ich finde mich auf dem Boden wieder. Die Füße schmerzten. Ich dachte im ersten Moment: Mist. Dann ein plötzlicher Schweißausbruch. Ich versuchte aufzustehen, aber das war ein absolutes Ding der Unmöglichkeit. Höllische Schmerzen schossen von meinen Füßen ausgehend in Richtung Kopf. Keine Sekunde in der Vertikalen knickten just beide Beine unter mir weg. Der nächste klare Gedanke kam, warum auch immer, wie aus der Pistole geschossen: Rettungswagen. Zwei zu Hilfe kommende Borussen versuchten mich erneut auf zu richten, ohne damit auch nur ansatzweise Erfolg zu haben. Ein kleiner Mauervorsprung sollte nun erst mal als kurze Durchatmestation dienen. Nach einigem verschnaufen ein erneuter Versuch auf die Beine zu kommen. Er misslang erneut. Mitarbeiter der Bahn bekamen nun auch mit, dass ich durchaus ernsthaft in der Bredullie steckte. Ein weiterer gescheiterter Versuch mich aufzurichten brachte erneut keinen Erfolg. Es ging einfach nicht. Ich konnte nicht auf meinen eigenen Füßen stehen. Ein mehr als bedrückendes Gefühl.
So blieb nach Absprache mit den Bahnmitarbeitern nur noch eins übrig. Der oben schon erwähnte RTW. Der war auch durchaus schnell zur Stelle und nach einer kleinen „Erstuntersuchung“ hieß es: Ab ins Krankenhaus. Die durchaus nette Besatzung lieferte mich dann in Hörde im St.-Josefs-Hospital Dortmund-Hörde ab. Dass das nun für einige Zeit meine neue Heimat werden sollte kam mir da allerdings noch nicht in den Sinn.
Dort angekommen das normale Prozedere: Aufnahme, kurze Untersuchung und ab in den Röntgenraum. Dort wurde selbst dem Röntgenpersonal schnell klar: Das rechte Sprunggelenk ist durch. So was hört man in diesem Moment nun nicht wirklich gerne. Rest noch geröntgt, ab in einen Behandlungsraum, Däumchen drehen und auf den Arzt warten. Der erschien auch recht zeitig und machte die Aufwartung, dass das Sprunggelenk durch sei, allerdings auch die rechte Ferse, was eine Operation nötig machen würde und ich mich erst mal darauf einstellen müsste hier mein neues Domizil zu beziehen. Zur Stabilisierung des lädierten rechten Fußes gab es dann direkt, scheinbar bei einer Mondlandung erprobte Spezialschuhe verpasst. Nach Überwindung der letzten Bürokratiehürden ging es also auf die Station und nach den ersten Schmerzmitteln fand mich, dann auch schnell der Schlaf. Eigentlich ein unwürdiger Abschluss von diesem tollen und berauschenden Abend im Stadion.