Die wichtigste Nachricht an
diesem Tag, zumindest was die Borussia betrifft, erreicht mich am frühen
Morgen. Es wird auch heute nicht zum Messer gegriffen. So kann ich mich
beruhigt dem Halbfinal Rückspiel bei den Königlichen von Real Madrid widmen. Das 4:1 Hinspiel Ergebnis
wirkt verlockend, kann aber auch durchaus tückisch werden. Bei drei Toren für
die Madrilenen und keinem Treffer der Borussia wären wir raus. Klar war schon
im Vorfeld dass Madrid von der ersten Minute an Gas geben würde um die Schmach
des Hinspiels wett zu machen. Man durfte also gespannt sein.
Den ganzen
Tag über schwebt nur ein Thema in meinem Kopf rum: Das Spiel! Morgenmagazin,
Mittagsmagazin, Forum unter Dauerbeobachtung, bis es auf den Abend zu ging.
Sondersendung auf Sport1, WDR Lokalzeit und die Sky Vorberichterstattung, alles
wurde aufgesaugt wie ein Nasser Schwamm. Allerdings alles unter dem Einfluss
diverser Pillen, so dass das ein- oder andere da mit Sicherheit durchrutscht.
Das Spiel
rückt näher, das Zimmer hübsch geschmückt und es kann also los gehen.
Eigentlich, denn ich stand immer noch leicht unter Drogeneinfluss und machte
mir fast schon Sorgen das Spiel im Dämmerzustand mit zu nehmen. Denkste. Die
Mannschaftsaufstellungen werden verkündet, erste Blicke ins Stadion, die
Spieler auf dem Rasen. Gleich geht los. Und dann passierte etwas was ich so
nicht zu glauben gewagt habe. Anpfiff und wie auf Knopfdruck bin ich
elektrisiert, es fühlte sich an als hätte ich heute noch keine Tablette
geschluckt. Völlig fokusiert auf den grünen Rasen und auf das Spiel. An dieser
Stelle ein kleiner Einwurf: Liebe Medikamente, ihr könnt viel kaputt machen,
Leute einschläfern oder dröge machen, aber lasst euch eins gesagt sein: Den
Fußball kriegt ihr nicht klein. Ich war durchaus zufrieden mit dieser Analyse.
Zum Spiel wird
viel gesagt und geschrieben werden, das war klar, weshalb ich das hier mal weg
lasse. Ok, nicht ganz. Die Nachspielzeit. Hätte ich gekonnt, wäre ich wohl aus
dem Zimmer abgehauen. Das ging echt verdammt an die Nerven. So blieb mir nur
die Pause Taste. Allerdings hielt diese kurze Pause dann grade mal vielleicht
30 Sekunden und ich musste weiter schauen. Wenn schon, denn schon, mein
Gedanke. Bibbern, fluchen, verzweifeln waren nun angesagt und das alles alleine
in meinem Krankenbett liegend. Es ist grauenvoll. Bis, ja bis dann endlich der
ersehnte Abpfiff erklingt. Ein Siegesschrei! Wir sind tatsächlich im Finale. Unfassbar.
Hupkonzert und Raketen am Himmel über Hörde. Jetzt war es Zeit für den
Champagner des kleinen Mannes. Mit einer Fritz Limo proste ich mir selber zu,
schaue noch die Nachberichterstattung und mache mich auf die erste Suche nach
weiteren Stimmen. So vergeht dann der Rest des Abends mit einem einsamen, aber
trotzdem mehr als breiten Grinsen im Gesicht und der Vorfreude morgen den
Blätterwald zu sezieren in die Falle.