Das Ende der
ersten Woche. Es beginnt nach 6 Stunden Schlaf der Tag bei bestem
Frühlingswetter. Der erste Gedanke ist. Ja, wie haben es tatsächlich geschafft,
wir haben es geschafft. Finale! Grade 5 Minuten wach und noch in den
Siegesträumen taumelnd werde ich von der Waschcrew – ist ja schließlich
Feiertag und da darf man(n) auch mal ruhig gut aussehen - freundlich begrüßt
und es wird sich sofort mit den Schwestern über das gestern Abend Geschehene
ausgetauscht. Die Laune überall prächtig. Nach dem Frühstück in der Sonne
werden erst mal die bekannten Portale, das Forum und die Mails gecheckt. Ein
Grinsen im Gesicht breitet sich passend zum Wetter draußen aus. Etwas später schaut
auch der behandelnde Arzt vorbei. Auch gut gelaunt, wie eigentlich immer.
Kurzer skeptischer Check der beiden Füße und die erste kleine Ernüchterung. Die
Operation für morgen steht doch nicht fest, der Slot bleibt aber erst mal
bestehen und die Entscheidung würde dann kurzfristig morgen getroffen da die
Füße noch zu geschwollen waren. Gut, ist jetzt nicht schön, aber auch kein
Beinbruch.
Es folgt
schnell eine kurze Überlegung wie man den Tag rum kriegen kann. Das TV Programm
verspricht nichts wirklich Interessantes, also geht es erst mal weiter Stimmen
und Stimmungen einfangen.
Dann der
Stimmungswandel. Mir wird aus heiterem Himmel und während mein Spint schon
ausgeräumt wird und die anderen Sachen in Lichtgeschwindigkeit hektisch
zusammengepfercht werden, unterbreitet dass ich nun die Station wechseln werde.
Das genaue Warum kann mir in der Hektik irgendwie niemand sagen. Ich befürchte
schon Schlimmes als ich höre, dass es nach „nebenan“ geht. Dort
abgestellt und ziemlich allein gelassen hocke ich also nun da. Kein Strom für
die Akkus, keine Patientenschelle und keine Ahnung was das jetzt soll. Immerhin
ein in Griffweite liegender Spint wurde mir zugewiesen in den ich die auf
meinem Bett deponierten Sachen einlagern kann.
Dann erst
mal schauen ob Netz da ist. Immerhin, das funktioniert schon einmal, aber ewig
halten die Akkus ja auch nicht. Da ich ja keine Patientenschelle habe, heißt es
erst mal abwarten. Gibt ja gleich Mittag und da wird schon jemand kommen und
mir mal eben mit anpacken. Aus dem Bett komme ich ja bekannter maßen nicht
alleine. An der Tür, die ich nicht mehr einsehen kann tut sich was. Läuft denke
ich mir. Und siehe da, es steht tatsächlich eine Schwester vor mir. Allerdings
hatte ich mir die dann doch etwas anders vorgestellt. Langer grauer Frack bis
fast auf den Boden und den Kopf in weißem Tuch verhüllt. Mein Gedanke war nur:
Aus welchem Kloster ist die denn „ausgebüchst“? Ich versuche ihr also zu
verklickern dass ich Strom brauche. „Strom?“ war ihre, in gebrochenen Deutsch
vorgetragene Frage. Himmel dachte ich. Meine Erklärungen, dass sie sich da
nicht drum kümmern brauche und ich lieber auf eine jüngere Stationsschwester
warten würde scheiterten entweder an ihrem weißen Tüchlein, ihrer
Auffassungsgabe oder einfach an der Sprachbarriere. Hier tippe ich schon gegen
das Tüchlein. Das Kabel hab ich ihr zur Sicherheit erst mal abgenommen. Zum
Glück betrat just eine jüngere Stationsschwester das Zimmer, die die Sache auch
fix erledigt und ich war somit mit Strom, Fernseher, Kopfhörer und Patientenschelle
ausgestattet. Für einige kurze Momente machte sich etwas Erleichterung breit.
Plötzlich meldet
sich aber der kleine Mann in meinem Kopf und ich schaute mich mal um.
Krankenhauszimmer, ok, Krankenhauszimmer eben, die sehen halt so aus. Eins
stand aber sofort fest. Meine neuen beiden Zimmergenossen, beide über 70 schätze ich und ziemlich kaputt, sollten
nun also zu meinen Weggefährten werden. Spontan habe ich die beiden auf Statler
und Waldorf getauft. Nur Lustig waren sie nicht. Zu Statler konnte ich zu
diesem Zeitpunkt noch nicht so viel sagen, da er nur zu pennen schien oder
grunzte.
Bei Waldorf
hatte ich recht früh allerdings schon meine ersten Bedenken als er Besuch
bekam. Er faselte von einem Urknall den er nachts gehört hatte und dann mal
eben flockig sein Bett mit „Geländer“ überklettert hatte und sich ganz nebenbei
die Infusionsschläuche selbst raus gerissen hatte. Mir wird spontan schon etwas
mulmig. „Ein scheinbar absoluter Sechser im Lotto“ schießt mir durch den Kopf.
All die schönen Gedanken des Vormittags verschwanden auf einen Schlag im Orkus.