Samstag, 11. Mai 2013

Die Nachbarmorgana


„Guten Morgen!“ hallt es in der frühmorgendlichen Dämmerung durchs Zimmer. Ich stehe kerzengrade im Bett, raus gerissen aus einem wirklich guten Tiefschlaf. Diese Stimme, diese Tonlage, die Lautstärke, all das kenne ich. Die verknitterten Augen fokussieren das erste Licht des Tages und ich erschrecke, bin verwirrt, checke hektisch die Drogendosis. Es kann nicht sein, aber er steht vor mir. Mein seit 15 Jahren ans Herz gewachsener, fast väterlich gewordener Nachbar Wilfried. Es stimmt alles. Passend die Stimme, der Gang, die Figur, die Frisur und der Oberlippenbart. Ich bin völlig baff. Kontrollcheck denke ich mir. „Ich kenn sie, kommen sie aus Schwerte?“ Er negiert. Ich beruhige mich langsam wieder und lande sanft auf dem Boden der Tatsachen. Ein schöner Traum zum Einstieg in einen hoffentlich schönen Fußballnachmittag, denke ich mir.

Bevor es dann was zwischen die Kiemen gibt, ein kurzer Abstecher in die aktuelle WG 221 Situation. Bruno bleibt weiterhin auf der Intensiv, ihm soll es aber etwas besser gehen. Gute Nachricht. Und da wäre dann noch Neumieter Budda. Ein knorriger Oberstudienrat a.D. hatte ich gestern erst spontan getippt. Zumindest irgendwas in diese Richtung, da war ich mir recht sicher. Heute muss ich konstertieren, dass ich mit meiner Ersteinschätzung wohl knapp daneben lag. Bei der Katzenwäsche im Bett muss ich dann schon etwas schmunzeln, denn er schafft es innerhalb von (nicht Hand gestoppten) drei Minuten, fünfmal das Wort „Scheiße“ und ein gepflegtes „LmaA“ über die Lippen zu kriegen. Durchaus respektabel. 

Kommen wir aber nun zu den elementaren Dingen des Lebens. Es ist Samstag, draußen ist feines Wetter und vor allem es ist Fußball. Das Leben hat nach einer Woche der Entbehrung wieder einen Sinn. Kurzum, ich hab richtig Bock auf das runde Leder, zumal ja heute auch einige Vorentscheidungen und auch Entscheidungen fallen können.

Halb Zwei soll es in der Roten Erde losgehen mit den Amateuren gegen den HFC aus Halle. Da könnten durchaus wichtige Punkte für den Klassenerhalt drin sein. Avanti Amateure.
Pünktlich zum Kulttermin, Samstag, 15:30 Uhr trifft unsere Borussia in der Niedersächsischen Einöde dann auf den von VW gepimpten Werksklub aus Wolfsburg. Ein Pünktchen würde den zweiten Platz hieb- und stichfest machen, allerdings schimmerte auf der gestrigen PK durch, dass es ja durchaus auch noch möglich ist die Saison mit 71 Punkten zu beenden. Mir wäre das durchaus recht.

Schauen wir also mal was der Tag so bringen wird und damit geht es erst mal ab in Richtung Glotze. Mit Quadrataugen zurück vom Mattscheibendouble und nach einem opulenten Abendbrot um halb Sechs, hust, hat mir der Tag grob skizziert, abschließend folgendes gebracht.

Die Amateure zu grün, zu dusselig, oder was auch immer. Um mir da ein finales Urteil bilden zu können, hab ich allerdings zu wenige Spiele gesehen und belasse es damit einfach. Da wäre aber heute gefühlt mehr drin gewesen und die Tabellensituation wäre geklärt gewesen. Schade, sag ich mal. Jetzt warten am letzten Spieltag natürlich drei mehr als kuriose Partien auf die Abstiegskandidaten. Da kann irgendwie alles gehen, oder alles schief gehen. Ich werde mich überraschen lassen. 

Ja und zu den Profis, da weiß ich irgendwie nicht was ich dazu sagen soll. Nach dem 0:1 für den Rest der ersten Halbzeit faarig, langsam, nicht ansatzweise existent und insgesamt völlig neben der Spur. Das hätte da schon echt bitter ausgehen können. Mit den Auswechselungen zur Halbzeit dann etwas frischer Wind. So für ungefähr zwei Minuten. Danach erneut eine Mischung aus Hilflosigkeits- und Planlosigkeitsfußball, dem zudem noch ein Ticken Galligkeit fehlt. Da hätte man sich über zwei weitere Eier im eigenen Kasten nicht wundern dürfen, um dann aber in den letzten 10 Minuten durch zwei Einzelaktionen, verbunden mit richtig viel individueller Klasse, das Unentschieden einzutüten. Insgesamt ein komischer Kick. Eine Analyse traue ich mir da nicht wirklich zu.

Und sonst noch? Die Aktion in der Autostadt vom Bündnis „Fußball muss bezahlbar sein!“ macht optisch durchaus einen guten Eindruck und wird auch auf Sky wohlwollend kommentiert. Punkt für uns, würde ich sagen. Aber auch hier kann das Motto nur lauten: „Immer weiter und lauter!“ Jetzt heißt jedoch erst mal kurz nach vorne schauen und nächste Woche die Dreckshupen aus der Liga ballern. Schade dass ich nicht dabei sein kann. Allen die dabei sind wünsche ich natürlich viel Spaß. Genießt es.

Und hier mit gebe ich dann auch für heute ab an den Fernsehabend und wünsche ein fast rundum zufriedenes, schönes Restwochenende.