„Guten
Morgen!“ hallt es in der frühmorgendlichen Dämmerung durchs Zimmer. Ich stehe
kerzengrade im Bett, raus gerissen aus einem wirklich guten Tiefschlaf. Diese Stimme,
diese Tonlage, die Lautstärke, all das kenne ich. Die verknitterten Augen
fokussieren das erste Licht des Tages und ich erschrecke, bin verwirrt, checke
hektisch die Drogendosis. Es kann nicht sein, aber er steht vor mir. Mein seit 15
Jahren ans Herz gewachsener, fast väterlich gewordener Nachbar Wilfried. Es
stimmt alles. Passend die Stimme,
der Gang, die Figur, die Frisur und der Oberlippenbart. Ich bin völlig baff.
Kontrollcheck denke ich mir. „Ich kenn sie, kommen sie aus Schwerte?“ Er
negiert. Ich beruhige mich langsam wieder und lande sanft auf dem Boden der
Tatsachen. Ein schöner Traum zum Einstieg in einen hoffentlich schönen
Fußballnachmittag, denke ich mir.
Bevor es dann
was zwischen die Kiemen gibt, ein kurzer Abstecher in die aktuelle WG 221
Situation. Bruno bleibt weiterhin auf der Intensiv, ihm soll es aber etwas
besser gehen. Gute Nachricht. Und da wäre dann noch Neumieter Budda. Ein knorriger
Oberstudienrat a.D. hatte ich gestern erst spontan getippt. Zumindest irgendwas
in diese Richtung, da war ich mir recht sicher. Heute muss
ich konstertieren, dass ich mit meiner Ersteinschätzung wohl knapp daneben lag.
Bei der Katzenwäsche im Bett muss ich dann schon etwas schmunzeln, denn er
schafft es innerhalb von (nicht Hand gestoppten) drei Minuten, fünfmal das Wort
„Scheiße“ und ein gepflegtes „LmaA“ über die Lippen zu kriegen. Durchaus
respektabel.
Kommen wir
aber nun zu den elementaren Dingen des Lebens. Es ist Samstag, draußen ist
feines Wetter und vor allem es ist Fußball. Das Leben hat nach einer Woche der
Entbehrung wieder einen Sinn. Kurzum, ich hab richtig Bock auf das runde Leder,
zumal ja heute auch einige Vorentscheidungen und auch Entscheidungen fallen
können.
Halb Zwei
soll es in der Roten Erde losgehen mit den Amateuren gegen den HFC aus Halle. Da
könnten durchaus wichtige Punkte für den Klassenerhalt drin sein. Avanti
Amateure.
Pünktlich zum
Kulttermin, Samstag, 15:30 Uhr trifft unsere Borussia in der Niedersächsischen
Einöde dann auf den von VW gepimpten Werksklub aus Wolfsburg. Ein Pünktchen
würde den zweiten Platz hieb- und stichfest machen, allerdings schimmerte auf
der gestrigen PK durch, dass es ja durchaus auch noch möglich ist die Saison
mit 71 Punkten zu beenden. Mir wäre das durchaus recht.
Schauen wir
also mal was der Tag so bringen wird und damit geht es erst mal ab in Richtung
Glotze. Mit Quadrataugen zurück vom Mattscheibendouble und nach einem opulenten Abendbrot um halb Sechs, hust, hat mir
der Tag grob skizziert, abschließend folgendes gebracht.
Die Amateure
zu grün, zu dusselig, oder was auch immer. Um mir da ein finales Urteil bilden zu
können, hab ich allerdings zu wenige Spiele gesehen und belasse es damit
einfach. Da wäre aber heute gefühlt mehr drin gewesen und die Tabellensituation
wäre geklärt gewesen. Schade, sag ich mal. Jetzt warten am letzten Spieltag
natürlich drei mehr als kuriose Partien auf die Abstiegskandidaten. Da kann
irgendwie alles gehen, oder alles schief gehen. Ich werde mich überraschen
lassen.
Ja und zu
den Profis, da weiß ich irgendwie nicht was ich dazu sagen soll. Nach dem 0:1
für den Rest der ersten Halbzeit faarig, langsam, nicht ansatzweise existent und insgesamt völlig neben der
Spur. Das hätte da schon echt bitter ausgehen können. Mit den Auswechselungen
zur Halbzeit dann etwas frischer Wind. So für ungefähr zwei Minuten. Danach erneut
eine Mischung aus Hilflosigkeits- und Planlosigkeitsfußball, dem zudem noch ein
Ticken Galligkeit fehlt. Da hätte man sich über zwei weitere Eier im eigenen
Kasten nicht wundern dürfen, um dann aber in den letzten 10 Minuten durch zwei
Einzelaktionen, verbunden mit richtig viel individueller Klasse, das
Unentschieden einzutüten. Insgesamt ein komischer Kick. Eine Analyse traue ich
mir da nicht wirklich zu.
Und sonst
noch? Die Aktion in der Autostadt vom Bündnis „Fußball muss bezahlbar sein!“
macht optisch durchaus einen guten Eindruck und wird auch auf Sky wohlwollend kommentiert.
Punkt für uns, würde ich sagen. Aber auch hier kann das Motto nur lauten: „Immer
weiter und lauter!“ Jetzt heißt
jedoch erst mal kurz nach vorne schauen und nächste Woche die Dreckshupen aus der Liga ballern.
Schade dass ich nicht dabei sein kann. Allen die dabei sind wünsche ich natürlich
viel Spaß. Genießt es.
Und hier mit
gebe ich dann auch für heute ab an den Fernsehabend und wünsche ein fast rundum
zufriedenes, schönes Restwochenende.