Donnerstag, 23. Mai 2013

Kontinuierliches Kribbeln


Es sind noch zwei Tage bis zum Finale und so langsam aber sicher fängt es auch bei mir an zu kribbeln, auch wenn ich Samstag durchaus weit entfernt von den Hotspots der Fußball euphorisierten Masse weilen werde. Dieses Gefühl soll sich übrigens heute noch mehrmals bemerkbar machen. Aber erst mal das Standartprogramm inklusive Visite, die so unspektakulär wie schon lange nicht mehr über die Bühne geht. Es gibt keine neuen Erkenntnisse und der Montag steht weiterhin als Abreisetag fest.

Nach dem Frühstück und drei Stunden später steht dann der tägliche Verbandswechsel an. Auch hier wieder reine Routine und keinerlei welterschütternden Neuigkeiten. Die Stationsärztin verklickert mir nochmal, dass dieser komische Stabilisierungsstab, der unten aus der rechten Ferse raus äugt, noch sechs Wochen so drin bleiben muss. Prost, denke ich mir, denn das Dingen kann durchaus nerven. Auf die erneute Nachfrage in Anbetracht des Entlassungstermin nach Physiotherapeutischer Behandlung (Rollstuhl, Gehhilfe, etc.) werden dann heute endlich mal Nägel mit Köpfen gemacht und eine halbe Stunde später steht ein Mann des Fachs mit einem fahrbaren Untersatz in der Tür. Geht doch, warum denn nicht eher? Es wirkt halt für einen Laien schon etwas komisch, wenn erst auf mehrfachem Druck und mehrerer Hinweise des Patienten endlich mal was in dieser Richtung passiert. 


Durch den Therapeuten erhalte ich nun eine ausführliche Einweisung in die Benutzung und Funktionen des Rollstuhls, gefolgt durch Ein- und Ausstiegs Training, sowie den ersten kleine Fahrübungen, die aktuell allerdings von der Fahrtdauer noch zeitlich dosiert sind.


Nach dem Mittach und einem dezenten Hinweis an die Schwestern, dass ich noch zwei Nähte von den Eigenknochenspenden im Bauch habe, wird sich dann auch der Sache angenommen. Bei den Fäden auf der linken Seite ist allerdings das MHD  eigentlich schon abgelaufen und somit leisten diese anfangs hartnäckig Wiederstand. Nach kurzem Kribbeln ist dieser Teil meines Astralbauches, trotz Gegenwehr und gutem Gezuppel dann aber doch fadenfrei. Es ist also „Gut dass der Patient mit aufpasst“.


Mögliches Unheil droht allerdings an anderer Stelle Kollege Budda, denn bei dem sind irgendwie Komplikationen aufgetreten und er muss eigentlich erneut unters Messer. Will er aber nicht und die Budderin wird zur weiteren Vorgehensweise zu Rate gezogen. Das erste was sie fragt ist natürlich ob es sich bei dem Arzt, der die Nachricht überbracht hat, um einen Ausländer handelt. Gleiches Spiel dann etwas später mit dem Stationsarzt als dieser vorbei schaut und erneut den Status Quo zu erklären versucht. Mich wundert ehrlich gesagt nichts mehr.


Nun aber mal abseits von medizinischen oder gesellschaftlichen Problemen. Denn natürlich geht es heute auch noch um den Ballsport und das Kribbeln zieht sich irgendwie kontinuierlich weiter durch den Tag, da heute Abend das erste von zwei Relegationsspielen ansteht. Dort trifft das Kackkonstrukt aus Hupenheim auf die traditionsreichen Jungs vom Betze. Ob Marx die Klatschpappen aus dem Keller holen würde, entzieht sich hier zwar meiner Kenntnis, aber man könnte durchaus von Klassenkampf sprechen. Dass ich in diesen beiden Spielen den mir eher nicht so wirklich sympathischen Teufeln quasi zwangsläufig die Daumen drücke, hätte ich auch lange Zeit nicht gedacht.


Bei dem Gedanken stößt es mir dann auch sofort wieder sauer auf und ich denke an das letzte Heimspiel, das wir gegen diesen Rotzhaufen aus der Metropolenregion verschissen haben. Wir hatten es selbst in der Hand in der Causa Hopp klar Schiff zu machen und haben nichts draus gemacht. Fast schon peinlich für den selbsternannten Retter der Tradition aus dem Ruhrgebiet. Nun muss K’lautern die Kohlen aus dem Feuer holen und die Mission erfüllen. Zumindest auf Dortmunder Fanseite, wenn nicht sogar bundesweit, dürften heute den Pfälzern kollektiv die Daumen gedrückt werden. Ich halte es in der Zwischenzeit mit Walter Elf und „Männer in Rot“.


Und um abschließend einfach mal in guter Lüner Tradition etwas Statistik ins Spiel zu bringen. Das Hinspiel aus dem Stadion mit dem wohl bescheuertsten Namen der Liga, der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena, wird heute live ab 20:15 Uhr von Sky und der ARD übertragen. Als Laberkopp für alle Bezahlsenderkunden ist Michael Leopold im Einsatz, während man in der ARD von Steffen Simon unterhalten wird.