Montag, 6. Mai 2013

Fliegender Wechsel


Es ist Montag und verkrieche mich erst mal in die Nasszelle und stelle mich auf einen ruhigen Tag ein. Das gefällt. Im Hintergrund dreht der Chefarzt seine schnelle Runde und ich krieg nur am Rande mit, dass der rechte Fuß evtl. schon morgen dran sein könnte. Vielleicht auch erst Mittwoch. Es heißt also wieder warten um dann ggf. zu improvisieren. Gut, hab ich mich ja dran gewöhnt.

Danach Frühstück und die ersten Gedanken wie der Tag rum zu kriegen ist. Mit dem angedachten ruhigen Tag wird das dann allerdings unerwarteter weise doch nichts. Aber der Reihe nach. Dusseliger weise hab ich die WLAN Karte leer gesurft, doch das in diesem Fall sehr hilfsbereite Personal nimmt sich der Sache an und ich bin schnell wieder online um meine morgendliche Runde zu drehen. Jetzt heißt es also entspannt zurück lehnen, in die Weltpolitik eintauchen und den kruden Fall Zschäpe verfolgen.

Überraschend geht es dann um halb Zehn zum Röntgen des linken Schlappens. Kontrolle ob da alles gut zusammen geschraubt ist. Mal etwas im Haus rum fahren ist eine durchaus angenehme Abwechselung des monotonen Alltagstrotts und kommt mir sehr gelegen. Ein Stündchen später trudelt dann der Neuzugang Bruno (82) mit einem Oberschenkelhalsbruch hier im Zimmer ein. Scheint auf den ersten Blick mächtig fit in der Rübe. Gut so und weiter im Text.

Ein weiteres halbes Stündchen später schaut eine Ärztin vorbei, die sich ein Bild von den beiden Beinen macht. Die vorhin geschossenen Röntgenbilder sagen: „Alles im Lot.“ Der linke Schocken ist zwar noch etwas geschwollen und es ist etwas Druck auf den Nähten, aber das sieht soweit ganz gut aus. Auf der Liste für morgen stehe ich scheinbar nun auch drauf.

Kurz danach erscheint dann auch eine Narkoseschwester und wir gehen den üblichen Kram im Schnelldurchlauf durch. Geändert hat sich ja seit Freitag auch nichts und so ist der Tagesordnungspunkt schnell abgehakt.

Dann geht es leicht drunter und drüber. Schwester Frettchen bringt Mittag. Die hatte ich schon eine Nacht als völlig überforderte Nachtschwester. Älteres Semester, immer hektisch, fast schon panisch, ohne einen wirklichen Durchblick und nicht ansatzweise entspannt. Komische Tante. Mit der werde ich hier nicht warm. Naja, immerhin bringt sie was zu futtern, da kann man an sich ja nicht viel falsch machen. Frettchen schafft es allerdings doch. Besteck vergessen, was sie in ihrer ureigenen Art aber korrigieren kann.

Kaum einen Happen dem Körper zu geführt schaut die Ärztin von vorhin nochmal vorbei. Einweisung und Aufklärung zur anstehenden Operation folgen und ich nehme beides zu Kenntnis. Es geht dann also morgen mit dem rechten Quanten weiter. Ist genehmigt.

Es ist jetzt kurz nach Eins und die von mir am Morgen vorhergesagte Ruhe stellt sich für Krankenhausverhältnisse bis hier hin als Pustekuchen heraus. Waldorf sitzt derweilen etwas abseits und Hufe scharrend auf seinen gepackten Sachen und verlässt mich fast unbemerkt in Richtung Pflegeheim, bevor Frettchen nochmal kurz ins Zimmer stürmt und mir Kaffee und Kuchen andrehen will, da ja schon Nachmittag sei. Ich lehne dankend ab.

Jetzt wird es dann endlich merklich ruhiger und meine Gedanken beschäftigen sich langsam aber sicher mit der schönsten Nebensache der Welt, auch wenn es nur der Montagskick zwischen Braunschweig und Cottbus sein soll. Besser als nichts denke ich mir. Mal schauen was der designierte Aufsteiger heute Abend so auf den Rasen zaubert.