Freitag
Morgen und mal schauen was der Tag so bringt, denn die erste Operation soll
anstehen. Es gibt ein frisch bezogenes Bett und das Patientenhemd liegt parat,
bevor auch der Herr Oberarzt samt Gefolge vorbei schaut. War es gestern bei der
Diagnose noch der rechte Fuß der besser für die Operation zu sein schien, ist
es heute der Linke. Pronto Salvatore lässt grüßen. Mir soll es egal sein, da ja eh
entschieden wurde nicht beide Quanten zusammen zu reparieren. Es ist 7:30 Uhr
und ich liege quasi startbereit in der Pole-Position. Dann passiert erst mal
wenig bis nichts, außer dass die Uhr eine Zeigerumdrehung nach der anderen
macht. Nervt. Zwischenzeitlich wird noch Statler entlassen. Was jetzt dazu kommt ist, dass ich seit Mitternacht nichts mehr essen oder
trinken durfte. Gegen Mittag krieg ich dann doch so langsam etwas Hunger. Über
den Durst brauchen wir an dieser Stelle nicht reden, denn ich fühle mich wie
ein langsam austrocknender „Lieger“ beim „Marathon des Sables“ in der
marokkanischen Sahara. Beim Anblick des Kaftans den ich mir heute überstülpen
durfte, fühle ich mich fast sogar wie ein Sohn der Wüste.
Just in dem
Moment wo ich diese Zeilen hier schreibe, es ist 20 vor Zwei, öffnet sich die
Zimmertür mit der klaren Ansage „Fertig machen, geht nach unten.“. Sauber,
endlich geht es los denke ich mir insgeheim. Auf dem Weg zum Fahrstuhl wird mir
noch eine rosa Pille zugesteckt, ich hab Morpheus in Verdacht, aber es ist ein Beruhigungsmittel heißt es. Das kleine,
fiese Dingen schlägt sofort ein wie eine Granate und ich denke mir, dass das
Zeug nur „Mister Pink“ erfunden haben kann. Es geht also nicht auf die Nebukatneza, sondern in Richtung Werkstatt. Kurz durch die Schleuse, ein
letzter Schwatz und es geht ins Reich der Träume. Drei Stunden sollte der Reparaturservice
dauern, bei dem u.a. etwas Knochen aus dem Becken geprockelt wird um den Fuß
damit zu stabilisieren. „Beton“ hätte es zwar auch getan, aber ich hatte mich
vorher überzeugen lassen, dass der eher für ältere Patienten sinnvoll ist, bei einem
Junger Hüpfer wie mir aber besser ein Eigen-Ersatzteil in Betracht kommen sollte.
Um halb
Sechs bin ich dann wieder halbwegs einsatzfähig und es geht zurück auf die
Station. Lange hab ich mich nicht mehr so auf ne einfache Pulle Kraneberger gefreut wie in diesem
Moment. Die Schmerzmittel greifen recht gut und ich dämmer eine längere,
gepflegte Runde rum. Der Wasserhaushalt wird nach 19 Stunden mühsam
aufgepeppelt, aber da fehlte noch was. Magengrummeln und einher gehender Hunger. So gibt es zu
später Stunde noch einen verdienten Mitternachtslaunch. Kredenzt wird Tee der Pfefferminze
mit einer Würfelzuckerhaube, Banane auf einem Schalenbett, kombiniert mit einer
Kreation von Bunten Pillen. Molekularküche in Reinstform. Danach soll es dann
auch in die Falle gehen, denn der Tag war lang und anstrengend genug. Nacht.