Dienstag, 7. Mai 2013

Umlaufbahn die Zweite


Der Ballsport steht heute nicht auf der Agenda, dafür beginnt der Tag erwartet hektisch. Frisch machen, Betten beziehen und ankleiden für die anstehende Operation. Das wars dann allerdings auch schon mit der Hektik, denn ab 7 Uhr in der Frühe heißt es jetzt warten, bis endlich ein Slot für die Werkstatträume frei gegeben ist. Wann der Fall eintreten würde, stand natürlich wieder in den Sternen.

Um Zwölf meldet sich dann Frettchen mit den gewohnt hektischen Worten und wild gestikulierend mit: „Fertig machen, sofort, es geht los!“. In klar strukturierten Worten versuche ich ihr zu verstehen zu geben, dass ich kurz noch meine Sachen wegschließen werde um dann fix den Bongo, wie mir vorgeschrieben wurde, zu besuchen. Mit dieser Belanglosigkeit kratze ich schon derbst an ihrer persönlichen Nervskala. Soll mir aber egal sein und ich bimmel sie, wie abgesprochen, ins Bad um mich fertig zu machen. Dass sie dann auf 180 in die Nasszelle gestürmt kommt, hätte ich jetzt nicht so erwartet, denn sie raunt mich wie von der Tarantel gestochen an, dass ich einen Alarm ausgelöst hätte und so was ja wohl nicht sein kann. Weiteres, wirres Gedöns wirft sie mir an Kopf. Ich hab zwar schon auf Durchzug geschaltet, aber jetzt reicht es mir wirklich das erste mal und ich verpasse ihr ein gepfefferte Ansage, worauf sie sich nach dem ersten Schock kleinlaut aus dem Zimmer verkrümelt. Schön noch die rosa Pille von Mister Pink in den Wanst, ein netter Smalltalk mit dem OP Personal und ab geht’s auf die Umlaufbahn.

Um halb Fünf bin ich dann im Aufwachraum wieder halbwegs einsatzfähig, allerdings scheinen die Schmerzmittel nicht so wirklich anzuschlagen. Jetzt soll erst mal die täglich verschriebene Medikation auf dem Zimmer helfen. Soweit so gut, nur wenn man direkt nach so einer OP partout nicht schlucken kann steht man vor einem durchaus größeren Problem.
Da tritt scheinbar eine Cousine von der Ausgebüchsten auf den Plan. Sie stammt zwar nicht aus Polen und ist auch keine Ordensschwester, aber sie rennt auch ständig planlos und immer mürrisch durch die Gegend. Eine durchaus komische Spezies, die aber immerhin einen Plan im Hinterkopf zu haben scheint. „Ich hab ihnen die Pillen durchgebrochen.“ raunzt sie rum. Noch bevor ich ihr erklären kann, dass das auch nichts bringt und ich nach einem Mörser fragen kann, ist sie schon wieder, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, aus dem Zimmer verschwunden. Na toll.

Rettung naht aber, in Form von Jakub aus Danzig. Laut den Schwestern hier der fähigste Mann auf der Station. Unkompliziert, immer ein offenes Ohr, fachlich top und nicht aus der Ruhe zu bringen. So hatte ich ihn schon kennen gelernt. Der schüttelt nur kurz den Kopf über mein vermeindliches Problem. „Ich hol dir das eben in flüssig, kein Problem.“ Guter Mann. Es sollten dann im Laufe des Abends noch einige bunte Pillen den Weg in meinen Körper finden und so kämpfe ich mich eher schlecht als recht und irgendwie quietschend durch die Nacht.