Der
Ballsport steht heute nicht auf der Agenda, dafür beginnt der Tag erwartet hektisch.
Frisch machen, Betten beziehen und ankleiden für die anstehende Operation. Das
wars dann allerdings auch schon mit der Hektik, denn ab 7 Uhr in der Frühe heißt
es jetzt warten, bis endlich ein Slot für die Werkstatträume frei gegeben ist.
Wann der Fall eintreten würde, stand natürlich wieder in den Sternen.
Um Zwölf
meldet sich dann Frettchen mit den gewohnt hektischen Worten und wild
gestikulierend mit: „Fertig machen, sofort, es geht los!“. In klar strukturierten
Worten versuche ich ihr zu verstehen zu geben, dass ich kurz noch meine Sachen
wegschließen werde um dann fix den Bongo, wie mir vorgeschrieben wurde, zu
besuchen. Mit dieser Belanglosigkeit kratze ich schon derbst an ihrer
persönlichen Nervskala. Soll mir aber egal sein und ich bimmel sie, wie
abgesprochen, ins Bad um mich fertig zu machen. Dass sie dann auf 180 in die
Nasszelle gestürmt kommt, hätte ich jetzt nicht so erwartet, denn sie raunt
mich wie von der Tarantel gestochen an, dass ich einen Alarm ausgelöst hätte
und so was ja wohl nicht sein kann. Weiteres, wirres Gedöns wirft sie mir an
Kopf. Ich hab zwar schon auf Durchzug geschaltet, aber jetzt reicht es mir
wirklich das erste mal und ich verpasse ihr ein gepfefferte Ansage, worauf sie
sich nach dem ersten Schock kleinlaut aus dem Zimmer verkrümelt. Schön noch die
rosa Pille von Mister Pink in den Wanst, ein netter Smalltalk mit dem OP
Personal und ab geht’s auf die Umlaufbahn.
Um halb Fünf
bin ich dann im Aufwachraum wieder halbwegs einsatzfähig, allerdings scheinen
die Schmerzmittel nicht so wirklich anzuschlagen. Jetzt soll erst mal die täglich
verschriebene Medikation auf dem Zimmer helfen. Soweit so gut, nur wenn man
direkt nach so einer OP partout nicht schlucken kann steht man vor einem
durchaus größeren Problem.
Da tritt scheinbar
eine Cousine von der Ausgebüchsten auf den Plan. Sie stammt zwar nicht aus
Polen und ist auch keine Ordensschwester, aber sie rennt auch ständig planlos
und immer mürrisch durch die Gegend. Eine durchaus komische Spezies, die aber
immerhin einen Plan im Hinterkopf zu haben scheint. „Ich hab ihnen die Pillen
durchgebrochen.“ raunzt sie rum. Noch bevor ich ihr erklären kann, dass das
auch nichts bringt und ich nach einem Mörser fragen kann, ist sie schon wieder,
ohne ein weiteres Wort zu verlieren, aus dem Zimmer verschwunden. Na toll.
Rettung naht
aber, in Form von Jakub aus Danzig. Laut den Schwestern hier der fähigste Mann
auf der Station. Unkompliziert, immer ein offenes Ohr, fachlich top und nicht
aus der Ruhe zu bringen. So hatte ich ihn schon kennen gelernt. Der schüttelt
nur kurz den Kopf über mein vermeindliches Problem. „Ich hol dir das eben in
flüssig, kein Problem.“ Guter Mann. Es sollten dann im Laufe des Abends noch einige bunte
Pillen den Weg in meinen Körper finden und so kämpfe ich mich eher schlecht als
recht und irgendwie quietschend durch die Nacht.