Montag, 20. Mai 2013

Das Gina Experiment


Es ist Pfingstmontag und ich genieße hier bei St.-Josef das Privileg von frischen Brötchen. Da Feiertag ist passt das, da ich ja nun aktuell irgendwie nicht wirklich zur Tanke oder zum Kiosk käme, selbst wenn ich es wollte.

Der alltägliche Verbandswechsel meldet dass es keine Veränderung zu gestern gibt. Ich hocke also bis auf weiteres in der Warteschleife. Dafür schaut die immer gut gelaunte Schwester Sabine vorbei und geht mit mir das Essen durch. Das ist durchaus ein netter Tagesordnungspunkt, der etwas Abwechselung bringt und auch manch fachbezogenes Expertengespräch unter Hobbyökotrophologen beinhaltet. 


Da sich für heute Besuch angekündigt hat und Altrocker gestern schon über meinen Gammelstyle geschimpft hat, werde ich mich dann heute mal in Schale werfen. Neben dem üblichen Programm steht diesmal auch die Operation Haare waschen an. Ein Konstrukteur weiß sich in solch einer Situation natürlich zu helfen, sei er noch so gehandicapt. Das Zauberwort heißt Haarwaschhaube.


Im Gegensatz zu einem pfiffigen Pfleger, der diese Errungenschaft der Ingenieurkunst von der Intensivpflege her kennt, ist dem anderen Stationspersonal dieser mobile Raumfahrerwaschsalon eher unbekannt und somit werde ich zum lebenden Versuchskaninchen auserkoren um an mir die Benutzung dieser Hightech Waffe zu demonstrieren. Dass ich dabei aussehe wie Omma Paschulke mit Blümchen Badehaube im Sole Becken stört dabei weiter nicht. Zumindest hält sich das Gelächter in Grenzen. Funktionieren tut das Dingen aber einwandfrei und nach 2 Minuten Haube schrubbeln und dem anschließenden trocknen und kämmen sehe ich aus wie ein Haaradonis aller erster Güte und bin nun durchaus bereit für Schandtaten jeglicher Couleur.


Da kommt es mir grade recht, dass ich heute auch noch eine weitere Verabredung mit einer jungen, durchaus charmanten Dame habe. Trotz der suboptimalen Ausgangslage, dass sie mich nicht besuchen darf und ich sie nicht kann, steht der Kontaktpflege im Zeitalter von Internettelefonie und Skype nichts im Wege. Und so steht voller Anspannung das „Gina Experiment“ an. Dazu muss man wissen, dass die herzensgute Gina ein vierjähriger Cocker Setter Mischling ist, der mich die letzte Zeit doch etwas zu vermissen scheint, oder umgekehrt, man weiß es nicht. Fest steht, dass ihre Skype Erfahrung durchaus überschaubar ist und das Vorhaben somit ohne doppelten Boden durchgezogen werden muss.


Und so kommt es, wie es kommen muss. Grande Dame interessiert sich weder für den winkenden und pfeifenden Onkel in dieser rechteckigen Elektronikkiste, noch für das Tragen von geräuschspendenden Kopfhörern. In den Zimmerpflanzen rumtollen, der obligatorische Kontrollbesuch auf dem Balkon und ein Schnüffelabstecher in den Altpapierkorb sind in Gänze einfach interessantere Dinge als sich vor den Rechner zu hocken. So muss ich mir Zähne knirschend eingestehen, dass das Gina Skype Experiment vorerst gescheitert ist.


Am frühen Nachmittag schauen dann Pitbull Anke und ihr Halter vorbei. Die beiden haben zur Freude drei riesen Becher Speiseeis vom ansässigen Dealer der „Kuhbar“ hier um die Ecke mit im Gepäck. Was eine Abwechselung zu den normaler weise hier servierten Pudding- oder Quarkspeisen. Dafür gehen beide Daumen hoch, auch wir alle gut dran zu knabbern haben den Pott leer zu kriegen. Zu erzählen haben wir uns viel und das zentrale Thema, der Ballsport im Allgemeinen und das Finale im speziellen sind natürlich das Hauptthema. Gut, ein ganz kleines bisschen wird natürlich auch gelästert, aber das gehört nun mal auch dazu. Michi verdonner ich noch kurzfristig um mir bei den aktuellen Ermittlungen zu helfen, bis dann wie üblich die Zeiger der Uhr in die Beschleunigungsphase wechseln und so machen sich die beiden dann auch irgendwann auf um den Rest des letzten freien Tages der Finalwoche ausklingen zu lassen. 


Zurück also zum Geschäft, denn Fußball soll heute auch noch gespielt werden. Um 18:15 Uhr treffen bei einem Benefizspiel unter dem Motto „Kicken für den guten Zweck“ im Flughafenstadion Köln die Mannschaften von „Poldi & friends“ und „Mertesacker & friends“ aufeinander. Der Erlös des Events wird zu gleichen Teilen an die Lukas Podolski- und Per Mertesacker - Stiftung gespendet. Wie die endgültigen Mannschaften aussehen, dürfte wohl erst zum Anpfiff klar sein wenn sport1 live zu der Veranstaltung schaltet.
Unter Anderem werden, so zumindest Stand Ende März, Namen wie Matthäus, Lewandowski, Icke Hässler, Eva Padberg und Polster Toni für das Team Poldi gehandelt. Im Team Mertesacker machen dagegen die Namen Rosický, Pocher, Frings, Elton, Knop, Kiefer, Klasnic und als Schmankerl der Dino Herrmann Rieger die Runde. Das kann ja was werden, denke ich mir.


Über die Abendgestaltung habe ich mir zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt keine Gedanken gemacht und so dürfte ich wohl bis zum Zapfenstreich auf der Datenautobahn unterwegs sein. Dafür bleibt die Glotze dann einfach mal aus.